Mbeere, Kenya, 2011

Wie es begann….

Eine nie da gewesene Dürre drückt ganz Afrika in den Staub und besonders auch den Landstrich Mbeere in Kenia. Es ist eine Gegend ohne Wasserleitungen. Frauen laufen täglich zwei Mal vierzehn Kilometer zum Fluss, auf dem Rücken zwanzig Liter-Kanister. Kinder sieht man mit zehn Liter-Kanistern, die Kleinsten mit fünf Liter-Kanistern. Die Allerkleinsten tragen eine Plastikflasche.
Täglich legen sie achtundzwanzig Kilometer zurück, „nur“ um Wasser für den Hausgebrauch zu holen. An die Bewässerung der Felder ist schon gar nicht zu denken. – Geradezu unendlich kostbar ist dieses Nass zwar überall, aber hier ist es erfahrbar, dass von Wasser Leben und Tod abhängt. Bleibt die Regenzeit aus, wächst auch nichts auf den Feldern. Die ersten Toten sind zu beklagen. Die Menschen haben auch kein Geld, um im Supermarkt einzukaufen. Das Angebot auf den offenen Märkten verringert sich, bei gleichzeitig horrend steigenden Nahrungsmittelpreisen. Wer, so frage ich Sie, kann sich bei maximal 2 Euro pro Tag für die ganze Familie, eine Tomate für 30 Cent leisten?

Die Menschen – arbeitsame Bauern – sind auf die allzu notdürftige Versorgung aus Hilfsgütern angewiesen. Kilometerweit laufen sie, um nach geduldigem Anstehen in der endlosen Schlange eine – viel zu gering – bemessene Reisportion zurück in ihre Hütte zu tragen. Viele Kinder sehen wir mit Hungerbäuchen. Kwashiorkor, die gefürchtete Hungerkrankheit aus Mangel an Protein setzte bei ihnen ein.

Ungehindert von all dem Leid, schlängelt der Thuci-River sich durch die staubige, rissige, rotbraune Erde. Gespeist aus den Quellen der regenreichen Mount Kenia Region, führt er genug Wasser, um das ganze Gebiet damit zu versorgen. Die Menschen, die Tiere, die Feldfrüchte.
Der Plan, den wir, das Ehepaar Nyaga, bereits vor einigen Jahren ins Auge gefasst hatten, muss Gestalt annehmen.
Wann denn, wenn nicht jetzt? So beschließen wir. Und lassen das – vergleichsweise doch sehr komfortable – Leben an der Küste hinter uns. Wir errichten in fliegender Eile unseren Wohnsitz im Projektgebiet. Uns ist klar, dass ohne unsere dauernde Anwesenheit nichts wird gelingen können. Engagierte Bekannte bringen ebenfalls ihr privates Kapital in den Bau der Straße, dreier Brücken und des Projektsitzes ein. – Bislang hatte man das Gebiet nur zu Fuß erreichen können.
Da an den Baumaßnahmen bis zu siebzig Arbeiter beteiligt sind, ist sofort merkliche Minderung der Not zu spüren. Wir setzen bis heute das um, was außerdem den Stellenwert der menschlichen Kraft in den Vordergrund rückt: Arbeitsplätze zu schaffen, wo immer es möglich ist. Beim gesamten Bau wird
keine Maschine genutzt. Möbel sind handgemacht. Eingekauft wird – so irgend möglich – bei den Einheimischen.